Drehbuch: Michael Mann, Anthony Yerkovich
Schnitt: William Goldenberg, Paul Rubell
Kamera: Dion Beebe
DarstellerInnen: Colin Farrell, Jamie Foxx, Naomie Harris, Ciarán Hinds, Gong Li, Justin Theroux
Sprache: Englisch
Länge: 2h12min
Genre: Action, Crime, Thriller
Es hat schon Stil, zu einer Vorlage eine Filmadaption zu kreieren, an der man selbst beteiligt gewesen ist. Nach seinem Schaffen als ausführender Produzent der gleichnamigen und beliebten TV-Serie der 80er Jahre widmete sich Michael Mann mit seinem Film aus dem Jahre 2006 mit viel Herz und Leidenschaft als Regisseur seinem altbekannten Fachgebiet. Als Ikone des Cop-Thrillers im Mantel eines Crime-Plots wartete er nur darauf, sein Gespür für diese Art von Film ein weiteres Mal auf den Zuschauer loszulassen. Und gerade mit seinem Hintergrund war Miami Vice in gewisser Hinsicht vielleicht sogar dazu bestimmt, der beste aus Manns Filmographie zu werden.
Das Passionsprojekt repräsentiert dabei viele der typischen Eigenschaften, welche Manns Werke durchziehen. Ein fundamentales Wort, das an dieser Stelle Verwendung findet, wurde am Anfang bereits benannt – Stil. Manns Filme sind ausnahmslos stilsicher inszeniert. So kommt Miami Vice mit einer strahlenden Visualität und lässiger sowie passender Musik daher. Die Kameraführung hält dabei nicht nur einige wunderschöne Shots und Aufnahmen parat, sondern ermittelt gleichzeitig in ihrer dokumentarischen Handhabung und körnigen Gestaltung einen Eindruck luftleerer Nähe. Die gekräuselte Optik haucht dem Erlebnis dabei exakt den Zeitgeist des Thriller-Kinos der 80er ein und dient somit zusätzlich als tolle Hommage an den Ursprung dieses Filmes. Ebenfalls weiß Mann als Regisseur sein Ensemble einzusetzen und sorgt als Drehbuchautor für coole und dichte Dialoge. Das Lead-Pair bestehend aus Jamie Foxx und Colin Farrell verfügt über eine fantastische Chemie, während der restliche Cast mit weiteren hochkarätigen Namen wie Naomie Harris, Justin Theroux, Gong Li, Luis Tosar und Eddie Marsan befüllt ist. Gerade dort trifft sich aus zweiterem und ersterem Punkt ein großartiges Zusammenspiel für die komplette Laufzeit: Der vermittelte Vibe von Miami Vice ist nahezu unschlagbar.
Tückisch und trostlos ist das Berufsleben der Großstadt-Detectives James “Sonny” Crockett (Farrell) und Ricardo “Rico” Tubbs (Foxx). Umgeben von Unsicherheit und Misstrauen geben sie tagtäglich samt ihrem loyalen Team die vollen hundert Prozent. Das knisternde Klima der Geschichte wird schnell spürbar. Die Stimmung des gesamten Filmes ist unheimlich düster, fast schon geisterhaft. In punkto Atmosphäre zeigen sich große Bestände. Damit ist eine ideale Hülle für genauso große Bestände für den inhaltlichen Part gegeben, doch ist es das inhaltliche, wo der Film etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. Angefangen bei den Hauptfiguren, welche sich in der dazugehörigen Serie einen ordentlichen Titel erarbeitet haben. Die Protagonisten bleiben in der Filmadaption total gesichtslos. Wie gesagt: Tückisch und trostlos ist das Berufsleben der Großstadt-Detectives Crockett und Tubbs. Der Film legt dabei die Prioritäten ganz klar auf das Berufsleben und nicht die Personen dahinter. Farrell und Foxx holen aus ihren blassen Charakteren einiges raus und sind charismatisch, eine wirkliche Charakterarbeit bewerkstelligt der Film jedoch nicht. Vielmehr agieren sie als notwendige Mittelsmänner zwischen Zuschauer und Plot. Sie sind kompetent, hochprofessionell und zuverlässig.
Nicht immer brauchen Filme wie Miami Vice ausgearbeitete Figuren oder eine originelle Handlung. Kurz gesagt könnte der Plot von Miami Vice nicht generischer sein. Aber was macht das schon, wenn bekannte Muster funktionstüchtig erneut umgesetzt werden? Unter Vorbehalt dessen wären die Charaktere das geringste Problem des Filmes, durch die letztendliche Erzählung werden sie aber zum größten. Nach einem furchtbar spannendem Start und einem nicht weniger spannendem Übergang in den Hauptkonflikt gibt der Fokus klein bei. Urplötzlich versucht er seine Storyline über die Figuren in eine Form von Dramatik und Emotionen einzutunken. Das widerlegt praktisch einiges, wenn auch längst nicht alles, von dem Momentum, welches die grandiose Inszenierung zuvor generiert hat. Dadurch verzweigt er mittels vereinzelter ineffektiver Passagen sein durch die Oberfläche sonst effektives Storytelling. Die großartige Stimmung hätte hier zweifelsohne für sich selbst gesprochen. Letztlich ist die komplette Machart als Thriller aber einfach zu brillant. Miami Vice verläuft keinesfalls ohne seine Höhepunkte. Sei es die visuelle Brisanz, der tolle Cast oder die handgemachte, laute und brutale Action, er gilt als ein weiterer Beweis dafür, dass Michael Mann nach wie vor sein Handwerk versteht.