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Der Horror-Clown Art kehrt im Sequel blutrünstiger als je zuvor zurück. Zusammen mit einem unheimlichen Clown-Mädchen macht er sich auf die Jagd nach den Teenagern Sienna und ihrem Bruder Jonathan.
© TMDB
Regie: Damien Leone
Drehbuch: Damien Leone
Schnitt: Damien Leone
Kamera: George Steuber
Schauspieler*innen: David Howard Thornton, Lauren LaVera, Elliott Fullam
Produktionsjahr: 2022
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h19min
Genre: Horror, Thriller

Schlafende Clowns sehen vielleicht lustig aus, doch ähnlich zum Sprichwort ruhender Karnivoren sollte man auch diese lieber nicht wecken – zumindest wenn es sich um Art (David Howard Thornton) handelt. Irgendeine dämonische Entität scheint dies jedoch bedauerlicherweise nicht mitbekommen zu haben, weswegen sich der psychopathische Pantomime aus seinem Grab erhebt und erneut ein Feld per Gewalt durchpflügt.

Fortsetzungen von Horrorfilmen sind alles andere als ungewöhnlich, doch bei diesem Slasher ist bereits bei dessen Vermarktung ein Aspekt aufgefallen, der ihn unabhängig seiner Geschichte besonders macht, nämlich die Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden. Quantitativ wird somit im Gegensatz zum wesentlich kürzeren Vorgänger extrem aufgerüstet, sodass folgende Frage aufkommt: Inwiefern macht so eine exorbitante Länge Terrifier 2 interessant?

Ein mythologisches Epos?

Die ursprüngliche Story um den Antagonisten ist weniger wegen ihres Inhalts verrückt gewesen. Eher haben dessen optische Erscheinung und die exzeptionelle Brutalität dafür gesorgt, dass sich das Publikum an die fürchterliche Fratze im Karnevalskostüm erinnert. In der Hinsicht übertrumpft Damien Leone seine vorige Arbeit und präsentiert Ambitionen, dem Charakter eine eigene Mythologie zu widmen.

Das mag total übertrieben und wenig ernstzunehmend klingen, ist in der abstrakten Ausführung aber durchaus faszinierend; vollkommen verrückt bleibt es logischerweise trotzdem. Ein paranormales Wesen schließt sich dem reanimierten Mörder nicht nur als Wegbegleiter an, sondern segnet ihn mit übernatürlichen Kräften. So ist Art nicht mehr nur geschickt am Beil, er hat beispielsweise auch Zugriff auf die Träume seiner Ziele und terrorisiert jene vor seiner Ankunft. Eigentlich als magischer sowie kinderfreundlicher Ort vorgestellt, entwickelt sich beispielsweise die Nachtruhe der Protagonistin Sienna (Lauren LaVera) in einen Albtraum, als ihr somnolenter Aufenthalt in einem Spielpark in ein fatales Massaker abdriftet.

Terrifier 2 hat einen höheren, gar experimentellen Anspruch an sich selbst und ist in der Inszenierung seines Aushängeschildes wie ein surrealer Fiebertraum. Sollte auch nur ein Funken Menschlichkeit in Art gesteckt haben, ist dieser auch mit seiner Mortalität komplett abgestorben. Man kann einfach nur staunen, wie sich das Franchise von einem Teil zum nächsten handwerklich verbessert hat. Teuflische Lichtkegel, nostalgische Synthesizer-Sounds und messerscharfe Schnitte treiben die miesen Machenschaften auf die Spitze und üben wahres Unwohlsein aus.

Dennoch merkt man nach hinten raus auch, dass der Film viele Leckerlis seines Universums versteckt. Offenbar möchte das Drehbuch für weitere Fortsetzungen vorarbeiten, verfügt dann aber trotz der schmackhaften Ansätze über enttäuschend wenige Elemente, die es sein Eigen nennen kann. Gerade der Bezug des im Zentrum stehenden Geschwisterduos zu ihrem unfreiwilligen Gegenspieler bleibt unerforscht. Zeichnungen und sakrale Waffen zur Abwehr von Art werden gezeigt, die der verstorbene Vater der Hauptcharaktere angefertigt hat, doch was es mit seiner Beziehung zum Killerclown auf sich hat, wird nicht mal im Geringsten angeschnitten – ganz im Gegensatz zu den verlorenen Seelen, deren Pfade sich mit dem von Art kreuzen.

Endlose Folter

Wen die Brutalität des Erstlings schon an seine Grenzen gebracht hat, der wird hier zweifelsohne über selbige gepusht. Die Tötungssequenzen sind schrecklich mitanzusehen, sogar für erprobte Veteranen des Slasherkinos. Schädel werden samt Haaren skalpiert, Extremitäten – nicht zwangsläufig in der Reihenfolge – zerbrochen und abgetrennt, Gehirne aus ihrer knöchernen Hülle extrahiert und bei Bedarf verspeist und noch viele weitere Grausamkeiten mit der Anatomie des menschlichen Körpers betrieben.

Auch das dickste Buch würde nicht ausreichen, um das Sammelsurium an Overkills in ihrer graphischen Abscheulichkeit zu versiegeln. Blut rinnt aus allen Ritzen, verteilt sich auf Böden und Teppichen oder spritzt und sprenkelt an Wände. Wodurch der immense Schockfaktor aber nochmal um ein beachtliches Stück vervielfacht wird, ist das entschleunigte Tempo der Tode. Sadistisch langsam quält und verstümmelt Art seine zu zerstörbaren Spielzeugen degradierten Opfer, womit der Eindruck erweckt wird, als würden die Schmerzensschreie und Gnadensanflehungen niemals ein Ende nehmen.

Der Showdown auf dem Rummelplatz ist zwar abermals inszenatorisch stimmungsvoll, in seiner Länge dann aber doch zu aufgebläht. Alles davor ist das intensive und hypnotische Definieren einer Horrorikone, die durch ihre Taten bereits die Startlöcher verlassen hat. Er ist nicht der gruseligste Film seiner Art, doch in seiner Effizienz sowie Effektivität ist Terrifier 2 beeindruckend. Neben dem inhaltlichen Expandieren rechtfertigt das Werk seine Laufzeit letztendlich dadurch, dass es eine Tortur ist, die abstoßenden Bilder durchzustehen.

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7.0
Punkte