Zehn Jahre nach den Ereignissen des ersten Films sind die Überlebenden Tallahassee (Woody Harrelson), Columbus (Jesse Eisenberg), Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) Experten im Identifizieren und Loswerden der unterschiedlichsten Zombies geworden. Kurz nachdem Columbus Wichita einen Heiratsantrag macht, verlassen sie und Little Rock die beiden Jungs. Bis Wichita zurückkehrt und die beiden um Hilfe bittet, ihre Schwester, die mit einem merkwürdigen Typen durchgebrannt ist, zu finden…
Obwohl Zombieland wie prädestiniert dafür war, hätte nach einem vollen Jahrzehnt wohl wirklich niemand mehr mit einer Fortsetzung gerechnet. Alleine die Tatsache, dass eine der Hauptdarstellerinnen heute nicht mehr 13, sondern eben 23 ist, ist schon eine schwierig zu lösende Aufgabe. Besetzt man die Rolle neu? Schreibt man sie einfach heraus? Oder setzt man den zweiten Teil einfach um genau so viele Jahre in die Zukunft, wie auch in der echten Welt vergangen sind? Die Macher haben sich für letzteres entscheiden. Dass Zombieland 2 zehn Jahre nach dem ersten spielt, wirkt aber tatsächlich wie eine wenig überlegte Entscheidung. Diese zehn Jahre bemerkt man nämlich einzig und allein am Älter sein der Protagonisten (auch wenn Woody Harrelson und Jesse Eisenberg zugegebenermaßen auch heute noch exakt so aussehen wie damals). Alles andere bleibt gleich. Dadurch wirkt die Welt von Double Tap – der englische weitaus passendere Name des Films – leider selbst für eine Zombie-Komödie ziemlich unglaubwürdig. Aber fangen wir von vorne an.
Genau wie die Welt von Zombieland hat sich auch das Konzept des Films in den zehn Jahren kein Stück verändert. Denn Double Tap setzt zumindest stilistisch so an wie sein Vorgänger, nur werden diesmal nicht Columbus Survival-Regeln aufgezählt, sondern die unterschiedlichen Sorten Zombies, die in der postapokalyptischen USA so vor sich herschlurfen (die aber im restlichen Film so gut wie keine Rolle spielen – wozu das Ganze dann?). Diese stilistische Ähnlichkeit zieht sich durch den gesamten Film. Denn letztendlich ist der zweite Teil genau der gleiche Film wie sein Vorgänger, nur mit ein paar mehr Figuren. Dass das Grundkonzept gleichbleibt, war logischerweise zu erwarten – Zombieland war und ist eine Persiflage auf das Zombie-Genre, und nimmt damals wie heute die richtige Herangehensweise für ein Phänomen, das seinen Horror schon größtenteils verloren hat. Genau wie 2009 haben wir aber auch hier einen nur sehr blassen roten Faden in der Handlung, das Skript gibt eher eine episodische Road-Trip-Geschichte vor. Ständig werden wieder die Regeln von Columbus referenziert, mit denen man im Vorgänger in den Film eingestiegen ist. Diesmal sogar noch ein gutes Stück häufiger und gewollt plakativer – und damit auch lustiger. Auch wieder da sind selbstverständlich die ständigen Nonsense-Gags, die mal funktionieren, mal nicht. Genau wie die souveräne, aber nicht herausragende Regie-Arbeit von Ruben Fleischer. Ich könnte noch sehr viel mehr Übereinstimmungen aufzählen, aber zusammenfassend kann man einfach sagen, dass der Titel des Sequels Programm ist: Doppelt hält besser.
In einem normalen zweiten Teil, der dem ersten ein paar wenige Jahre später folgt, wäre das ein ziemlich großer Kritikpunkt, wenn aber zehn Jahre vergangen ist, seitdem man zum letzten Mal genau das erlebt hat, ist das zum großen Teil verzeihbar. Auch deshalb, weil Zombieland aus gutem Grund Kult geworden ist. Positiv gesagt bleibt Double Tap eben dem Stil seines Vaters treu, und das in allen Belangen. Was man aber auch sagen muss: So treu Zombieland 2 den Stärken seines Vorgängern bleibt, so übernimmt er gleichzeitig auch alle dessen Schwächen. Abigail Breslin mag sich immer noch nicht in das gut funktionierende Trio aus Harrelson, Stone und Eisenberg einfügen. Das CGI ist großzügig eingesetzt, dabei aber ziemlich misslungen. Außerdem ist das Finale sogar noch mehr als im Vorgänger als völliges Schwachsinns-Fest der absolute Tiefpunkt des Films. Das ist ziemlich ärgerlich, man könnte ja meinen, dass ein Jahrzehnt genug Zeit war, um gerade das Finale ein bisschen ausgegorener zu gestalten.
Gleichzeitig kann man trotz der ganzen Gleichheit den drei Drehbuch-Autoren (Rhett Reese, Dave Callaham, Paul Wernick) ihren Ideen-Reichtum nicht absprechen. Da gibt es T-800-Zombies, ein weiteres Survival-Duo, eine Art Hippie-Überlebende-Sekte, oder eine quietschige, rosa Nervensäge. Nicht alle dieser Ideen funktionieren, gerade die neue Zombie-Art als “Gegenspieler” zu installieren, wirkt wie eine nicht zu Ende gedachte Idee, die eben irgendwie mitschwimmt. Dann gibt es aber auch besagte Nervensäge, von Zoey Deutch verkörpert, die zwar mit Sicherheit kontrovers aufgenommen wird, meiner Meinung nach aber den größten wirklichen Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger darstellt. Deutch ist so nervig, dass es schon wieder Spaß macht. Sie wird der Grund sein, warum viele diesen Film hassen werden, genauso aber auch der Grund, warum viele ihn mögen werden.
Am Ende bleibt für mich die Frage, ob es Zombieland 2 wirklich gebraucht hätte. Denn eigentlich kann man sich auch den Erstling nochmal anschauen und man bekommt mehr oder weniger den gleichen Film. Retten tun sich die Macher vor diesem Fazit mit ein paar findigen Ideen, die nicht jeder mögen wird, aber Double Tap gerade noch so weit vom Vorgänger abheben, dass man von einem lohnenswerten Film sprechen kann. Brauchen tut man ihn nicht. Aber wer more of the same haben möchte, mit ein paar kleinen Boni dazu, der macht hier nichts falsch. Vielleicht sehen wir Columbus, Wichita und Co. ja 2029 wieder und schauen ihnen bei einem weiteren Roadtrip – diesmal inklusive Roboterzombies und Midlife-Crisis – zu. Wer weiß…
AB DEM 07. NOVEMBER IN DEN DEUTSCHEN KINOS