Drehbuch: Clive Barker, Peter Atkins, Tony Randel
Schnitt: James D.R. Hickox
Kamera: Gerry Lively
DarstellerInnen: Kevin Bernhardt, Terry Farrell, Ken Carpenter
Sprache: Englisch
Länge: 1h33min
Genre: Horror
Blutverschmierte Ketten schaben über den sterilen Boden des Krankenhauses, als Joey gerade im Sprechzimmer ihre unbefriedigende Reportage abgebrochen hat. Kaum hat sie das Übel mit ihren eigenen Sinnen wahrgenommen, stirbt der hereingetragene Mann auf unnatürliche Weise. Die mit Fleischhaken versehenen, tief unter die Haut gedrungenen Ketten gehorchen nicht den Regeln der Physik. Sie wirbeln durch die Luft und zerfetzen das Opfer bei lebendigem Leibe.
Ihre Schockstarre überwindend, setzt die engagierte Reporterin alles daran, den Täter des scheußlichen Ereignisses zu finden – auf eigene Faust versteht sich. Dabei fällt ihr Augenmerk binnen kürzester Zeit auf den Nachtclub “Boiler Rooms”, wo Joey auch Terri, die Freundin des verstorbenen Mannes, ausfindig macht. Gemeinsam ermittelt das Duo die mystischen Umstände des tragischen Vorfalls. Ein verzierter Würfel, den der Verstorbene bei sich trug, soll weitere Antworten liefern. Als sie jedoch erfahren, was sich im Nachtclub wirklich abspielt, scheint es schon zu spät zu sein. Der im zweiten Hellraiser-Film versiegelte Zenobite “Pinhead” ist kurz davor, aus seiner misslichen Lage zu entkommen.
Wieder einmal ist es soweit. Nachdem im ersten Teil der Hellraiser-Filmreihe der Grundstein für ein beeindruckend degoutantes Horroruniversum errichtet wurde und der zweite Teil dieses gekonnt erweiterte, will nun Hellraiser III in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten. Neue Figuren und Schauplätze sollen dabei für eine abermalige Abwechslung sorgen. Den Schauplätzen gelingt dies, den Figuren leider weniger. Trotz des finanziellen Erfolges des dritten Teils merkt man diesem an, dass bereits die beiden vorherigen Horrorstreifen das Universum erzählerisch ausschöpften, denn mit Kirsty als Hauptfigur der vorangegangenen Filme hatte die Reihe längst ein zufriedenstellendes, zudem rundes Ende gefunden.
Dem Regisseur Anthony Hickox und seinen Drehbuchautoren fällt es sichtlich schwer, alte Pfade zu verlassen und eigene Schritte zu hinterlassen, die für weitere Hellraiser-Filme wegweisend sein könnten. In den knapp neunzig Minuten verliert sich Hickox in selbstreferenziellen Anbiederungen, eindimensionalen, nie menschlich wirkenden Figuren und – das ist das Fatalste: in wirklich grenzdebil degenerierten Dialogen. Kaum eine Minute vergeht ohne eine Interaktion, welche wegen ihrer hölzernen Spielweise oder schrecklich dahergeschwafelten Art jede Furcht der ZuschauerInnen im Keim erstickt.
Allen voran liefert ausgerechnet “Pinhead” – zwar nicht mit großem Abstand, aber immerhin – für die daueraugenbrauenrunzelnden Dialogzeilen. Waren die wortakrobatischen Erzeugnisse der Drehbuchautoren aus den vorigen Teilen schon nicht das Gelbe vom Ei, ist hier anzunehmen, dass die wahren Satanisten hinter der Schreibmaschine saßen. Wenn “Pinhead” zu Joey sagt, er wird es genießen, sie bluten zu lassen und sie dazu bewegen, es ebenfalls zu genießen, aktiveren sich maximal die Lachmuskeln – aber nicht die eigentlich beabsichtigten Sympathien für Joey. Am absurdesten ist dahingehend der Showdown, in dem ein Zenobite mit rasiermesserscharfen Compact Discs (ja, CDs) auf Polizisten wirft. Die Zenobites sind nun für jeden klar und deutlich keine Bedrohung mehr, sie halten als Witzfiguren her.
Gegenübergestellt können einige Szenen, löst man sie von der zusammenhängenden Handlung, als passable Kurzfilme angesehen werden. Erwähnenswert ist hier eindeutig der Einstieg, welcher pointierte Stilmittel effektiv vereint, um die ZuschauerInnen in das kommende Horrorszenario einzuführen. Dort vollbringt Hickox – wie auch in einigen weiteren Szenen – gekonnt die Unterbringung von Referenzen zu den Vorgängern und fesselnder Spannung. Zu schade, dass die Atmosphäre durch das gesprochene Wort zu oft zunichtegemacht wird. Die eigentliche Handlung und das gedrehte Bewegtbild sind hier zwei Paar Schuhe, das ist Hellraiser III in nahezu jeder Szene anzumerken. Demnach werden die Motive der früheren Werke halbherzig in die Handlung integriert: Die furchteinflößende Paranoia, aus der es kein Entkommen gibt, und die verbotene Liebe zweier Menschen, welche den Schrecken anstößt, erhalten kaum Einzug in den dritten Teil.
Nach dem stimmigen Beginn bleibt Hellraiser III mit seiner visuell durchwachsenen Ästhetik und seinen flachen Figuren und primitiven Dialogen sowohl hinter den Erwartungen der ZuschauerInnen als auch qualitativ hinter seinen Vorgängern in jeder Hinsicht weit zurück. Dadurch ist es dem dritten Teil der wohl außergewöhnlichsten Horrorfilmreihe vergönnt, weder die Fußstapfen der vorherigen Filme in Gänze zu füllen, noch eigene Spuren zu hinterlassen.