Drehbuch: Daniel Waters
Schnitt: Norman Hollyn
Kamera: Francis Kenny
Schauspieler*innen: Winona Ryder, Christian Slater, Shannen Doherty, Lisanne Falk, Kim Walker
Sprache: Englisch
Länge: 1h53min
Genre: Drama, Thriller
Rot, grün und gelb. Diese toxischen Ampelfarben bilden eine Clique aus It-Girls, die alle den gleichen Namen tragen: Heather. Veronica (Winona Ryder) möchte unbedingt ein Teil von ihnen werden, bilden sie doch mit ihrer Popularität den Dreh- und Angelpunkt der High-School Westerburg High. Nichts Geringeres als widerlichstes Mobbing definieren den elitären Status der Mädelsgruppe, weswegen sich das Eintreten für die einfühlsame Veronica als unerträglich erweist. Doch was tut man nicht alles für Anerkennung?
Bereits in den ersten Szenen beeindruckt Heathers auf akustischer Ebene, zieht die Filmschauenden in den Bann. Beim Betreten der Cafeteria schweben die Heathers mit Veronica im Gepäck herein. Ebenso leichtfüßige wie verträumte Klänge legen sich über das Getümmel – die Heathers stehen nun mitten im Geschehen. Ausgerechnet der Neue, Jason Dean (Christian Slater), erhascht Veronicas Aufmerksamkeit.
Ein Blick reicht. Sie ist ihm verfallen. Eine Mundharmonika ertönt und verleiht ihrer Sehnsucht Gravitas. Folgende Dates besiegeln das Kommende. Jason kitzelt Veronicas Rachegedanken an die Heathers aus ihr heraus. Was als Hirngespinst begann, endet bei einer der Heathers, die nach einem Täuschungsmanöver Fugenreiniger ext. Die einsetzende Mundharmonika entblößt die Totenstille. Veronicas Freund macht also ernst, kommt sie auf den Geschmack?
Völlig absurd reißt die über weite Strecken unvorhersehbare Handlung die Aufmerksamkeit der Filmschauenden an sich. Denn Drehbuchautor Daniel Waters schafft es, Dialoge so realitätsnah wie parodierend für bewegende Bilder zu schreiben. Politisch gänzlich inkorrekt rasen die Wortgefechte dahin, treiben die Charakterstilisierung in kontroverser Weise auf die Spitze und zerrütten damit so manches Klischee. Oberflächlich betrachtet, bietet Heathers nur eine weitere Inkarnation des Hollywood-Teenie-Dramas als Thrillermix, doch darunter schlummert ein regelrechtes Biest des schwarzen Humors mit reichlichen Facetten.
Wenn Jason beiläufig anmerkt, dass Mineralwasserflaschen am Tatort ausreichen würden, Footballspieler im konservativen/homophoben Ohio als schwul zu outen – und sich das später als wahr herausstellt, ist die Lächerlichkeit auf die Spitze gebracht. Oder wenn gelähmte Eltern offensichtlich die Bindung zu ihren Kindern verloren haben und Mord dadurch viel einfacher als Suizid vorgetäuscht werden kann. So wird meist gekonnt Gesellschaftskritik geübt, wenn auch sehr offensichtlich durch die sarkastischen Kommentare.
Plumpe Moralkeulenmonologe dämmen die Wirkung des Humors aber an wenigen Stellen. Gleiches gilt für das Pacing, was sich vor allem in der lahmen Verfolgungsjagd zeigt, die völlig fehlinszeniert wurde. Winona Ryder und Christian Slater bilden zudem die Ausnahmen, sich bei den Dreharbeiten noch im Teenageralter befunden zu haben. Zusammen mit Slater bietet Ryders Performance die nötige Empathie – Sympathie verliert sie gewollt in der späteren Laufzeit. Aber der heimliche Star steht gar nicht vor der Kamera. Es ist die Arbeit des Komponisten David Newman, der seinen perfekt auf den Film zugeschnittenen Soundtrack mit Mundharmonika-Klängen und Synthesizer-Sounds diversen Szenen den Grad des Perfekten verpasst.
Wenn Veronica und die Heathers mit unterlegtem Fingerschnippen und sanften wie hämmernden Tönen ins rhythmische Geschehen der Schule stoßen, vertröstet diese Synergie aus Traumwelt und Höhenflug eine später viel zu lahm geratene Verfolgung und auch die in einigen Szenen unnötigerweise eingefädelte Moralkeule. Das überspitzte Skript entwickelt zudem in kluger Weise zusammen mit überwiegend toller Schauspielkunst und inszenatorischen Kniffen wunderbar den bis heute anhaltenden Kultstatus.