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Während sie auf einer Hochzeit in Palm Springs festsitzen, lernt Nyles Sarah kennen, die Trauzeugin und das schwarze Schaf ihrer Familie. Nachdem er sie vor einem katastrophalen Toast bewahrt hat, fühlt sie sich zu ihm und seinem unkonventionellen Nihilismus hingezogen. Doch als ihr spontanes Stelldichein durch eine surreale Störung vereitelt wird, muss Sarah Nyles darin recht geben, dass nichts wirklich wichtig ist, und die beiden beginnen, auf der Hochzeitsfeier gepflegt Chaos zu stiften…
© TMDB
Regie: Max Barbakow
Drehbuch: Max Barbakow, Andy Siara
Schnitt: Andrew Dickler, Matthew Friedman
Kamera: Quyen Tran
Schauspieler*innen: Andy Samberg, Cristin Milioti, J.K. Simmons
Produktionsjahr: 2020
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h30min
Genre: Romance, Science-Fiction, Comedy

Peinliche Momente und das Verlangen, selbige rückgängig machen zu können, kennen wir alle. Sei es ein missverstandener Gesichtsausdruck, unlustiger Witz oder das versehentliche Entfleuchen eines Furzes während der Klassenarbeit – der Wunsch, dies wäre nie geschehen, bleibt stark und standhaft. Nyles (Andy Samberg) hat dieses Problem schon lange nicht mehr. Im Grunde genommen kann er den lieben langen Tag tun, was er möchte, denn jener Tag startet nach dem Erwachen wieder genau an dem Punkt, wo er begonnen hat. Aufgrund mysteriöser Ereignisse ist er in einer Zeitschleife gefangen, wodurch er gezwungen ist, dieselbe Hochzeit immer und immer wieder zu durchleben.

Dieselben Gäste, derselbe Pool, dieselben Getränke…Andy ist inzwischen egal, dass es das Schicksal wohl zu gut mit ihm gemeint hat. Allgemein ist ihm mit der Zeit quasi alles egal geworden, was sich jedoch ändert, als Sarah (Cristin Milioti) im gleichen Loop wie er gefangen wird. Nachdem sie ihr geteiltes Dilemma akzeptiert, entwickelt sich eine besondere Beziehung zwischen ihnen, durch die Andy feststellen muss, dass es eventuell doch noch Dinge gibt, die von Bedeutung sind.

Fremde Gedanken

Das Prinzip der Zeitschleife ist in der Filmwelt nichts Unbekanntes, die thematische Auslegung kann aber sehr variieren. Unsere Protagonisten wälzen sich nicht direkt in endloser Reue, denken über vergangene Fehler und Missetaten nach oder suchen Wege, etwas unverzeihlich Wirkendes zu entschuldigen. Sarah und Andy nutzen die Umstände und genießen ihr Dasein, lernen die Langeweile gar schätzen; wenn auch nicht dauerhaft. Nichtsdestoweniger ist diese kurzlebig-spontane Art des Filmes das, was ihn so zugänglich und sympathisch gestaltet.

In einer Szene beobachtet Sarah mit Andy, wie seine Freundin ihn mit einem anderen Partygast betrügt – dies tut sie in der Wiederholungsmisere logischerweise jede Nacht. Andy sollte davon mitgenommen sein, wenn nicht sogar am Boden zerstört, pflegt allerdings die Einstellung, die beiden einfach machen zu lassen. Anstatt den Moment emotional aufzuwickeln, führt das Drehbuch ihn ins Absurde und lässt die Observateure über das Gesehene witzeln.

Palm Springs zelebriert das Entsagen von Verantwortung, fordert auf empathische Weise zum Entspannen auf und verleitet dazu, sich über die kleinen Errungenschaften zu freuen. Worin andere ein Gefängnis und das verwehrte Recht auf Weiterentwicklung und Erkundung sehen würden, sieht Andy Sicherheit und Sorglosigkeit. Erfrischend ist der Ansatz, dass Andy keiner moralischen Botschaft ausgeliefert wird, jedoch merkt er durch die gemeinsame Zeit mit Sarah, dass er eine eigene zu vermitteln hat.

Familiäre Gefühle

Ab wann wird das Leben bedeutsam? Der im ewigen Saus und Braus lebende Hauptcharakter hat sich selbst davon überzeugt, dass seine unfreiwillige Ehe mit dem 9. November – das Datum, in dem er arretiert ist – nicht mehr oder weniger von Belang als jeder einzelne Tag ist, den er vor diesem Ereignis erlebt hat oder nach diesem würde erlebt haben. Zwar behandelt dieses Werk diese Aussage auf der Oberfläche locker, rein vom Subjekt her stößt man hierbei aber auf einen tragischen Meeresgrund.

Während eines Dialoges, der die poetische Rede Andys nach der Vermählung des Brautpaares rekapituliert, behauptet er von seinen eigenen Worten kein einziges zu glauben. Ob mit Gesellschaft oder ohne: Wir sind mit dem, was wir in unserem Inneren umhertragen, allein. Dass man auch dies teilen kann, lernt der gleichgültige Opportunist erst, wenn Sarah und er sich näher kommen und schlussendlich verlieben. Plötzlich realisiert er, dass es doch noch etwas gibt, für das es sich außerhalb der identischen Eskapaden von Alkoholkonsum, Sex und Sonnenbädern zu leben lohnt.

Der charmante sowie subtile Humor sprengt gelegentlich die Dramaturgie des Szenarios, doch letztendlich ist der Höhepunkt von Palm Springs exakt dieser wunderschöne Gedanke, der einem lebensechten Gefühl gleichkommt. Manche Szenenabfolge mag konstruiert oder überambitioniert wirken, im Kern der verrückten Prämisse wird dem Publikum aber eine ehrliche Erzählung über das geboten, was trotz der düstersten Zeiten immerwährende Bedeutung tragen wird. Achtung, zum Schluss wird es nochmal kitschig: Solange es in unserem Leben Menschen gibt, die uns jede Sekunde wert sind, kann selbiges unmöglich bedeutungslos sein.

8.0
Punkte