Vier Jahre nachdem er den Schrecken eines brutalen Regimes in der Nation im mittleren Osten namens Turgistan miterlebt hat, täuscht ein amerikanischer Milliardär (Ryan Reynolds) seinen eigenen Tod vor, um eine anonyme Vigilanten-Truppe aufzubauen, die es mit Kriminellen und Terroristen, die von den Regierungen nicht angegangen werden. Jetzt als “One” bekannt rekrutiert er fünf andere Leute, die ihre Vergangenheit ruhen lassen und seinem Anliegen folgen…

Was soll ich einleitend zu “6 Underground” sagen? Auf dem Papier wirkt der Film austauschbar, der Name des Regisseurs schreckt ab, der Cast bietet bis auf 2 ½ Ausnahmen keine sonderlich interessanten Namen und auch der Trailer war sachte ausgedrückt ‘kacke’. Meine Erwartungshaltung war quasi im Keller und wurde nur dank Ryan Reynolds’ und Melanie Laurents Anwesenheit minimal aufrechterhalten und vielleicht war das auch ganz gut so, denn sind wir Mal ehrlich: Wenn ich so wenig erwarte, dann kann der Film ja gar nicht mehr groß enttäuschen.

Fangen wir am besten mit den positiv hinterbliebenen Eindrücken an, denn die gibt es überraschenderweise sogar, so merkwürdig das auch klingen mag. Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich mehr oder weniger durchgehend relativ gut unterhalten wurde, was zugegebenermaßen einzig an den Actionszenen und dem Humor des Films liegt, denn nach Innovation und Drama sucht man logischerweise vergebens. Bei der Action gefiel mir insbesondere die Kreativität und Inszenierung, denn ich finde, dass Bay hier wirklich einiges gelungen ist. Immer wieder tobt sich der “Transformers”-Schöpfer kreativ aus, wenn es darum geht, sämtlichen Menschen das Leben zu nehmen und dabei hatte ich wirklich einen Heidenspaß. Man kann jetzt natürlich darüber diskutieren, ob es vertretbar ist, so leichtfertig mit Menschenleben umzugehen, aber das ist eine Diskussion, die ich hier ungern führen möchte, darüber kann man vielleicht an anderer Stelle sprechen. In Sachen Humor kann insbesondere Ryan Reynolds einen großen Anteil beitragen, denn man merkt an allen Ecken und Kanten, dass er in diesem Aspekt seine Finger im Spiel hatte. Auch werden immer wieder Filmzitate eingestreut und auch dies gefiel mir überraschend gut. Leider kommt in den 127 Minuten Laufzeit aber auch oft Langeweile auf, was ja mittlerweile ein weitverbreitetes Problem mit Actionfilmen und Netflix Originals zu sein scheint. “6 Underground” hätte als 90 minütiger Actionthriller super kurzweilig sein können, hängt aber knapp 30 Minuten hinten dran, ohne überhaupt irgendetwas erzählen zu wollen. Es kommt Actionszene nach Actionszene, hier und da ein lustiger oder cooler Spruch und somit erweist sich ein erster Verdacht als richtig: Spätestens nach einer Woche wird man den Film wohl zum größten Teil vergessen haben.

©Netflix Inc.

Jede Figur in diesem Film hat eine Nummer als Namen und das impliziert ja bereits, dass die Persönlichkeit derer mehr oder weniger scheiß egal ist. Einen Zugang zu ihnen zu finden ist selten möglich und einzig im Fall von Ryan Reynolds und Ben Hardy konnte mich das Charisma der Schauspieler allein überzeugen. Dass hier in Sachen Charaktertiefe und schauspielerischer Leistung quasi nichts zu finden ist war zu erwarten und somit keine große Überraschung, dass Melanie Laurent allerdings derart verschwendet wird, damit habe selbst ich nicht gerechnet. Es grenzt schon fast an Beleidigung wie verdammt uninteressant ihre Figur ist und auch schauspielerisch ist sie absolut unterfordert, was man deutlich an ihrem Desinteresse merkt.

Die Kameraführung ist grundsätzlich in Ordnung und bietet sogar einige wirklich schöne Shots, besonders wenn es um Longshots geht. Der Schnitt ist ebenfalls okay, aber ähnlich wie die Kamera in Actionszenen eher schlecht als recht, auch wenn nicht jede Szene absolut zerschnitten wurde, was mir wiederum relativ gut gefiel. Außerdem möchte ich an dieser Stelle noch die Effekte positiv anmerken, denn augenscheinlich wurde überraschend viel praktisch gelöst, was für einige wirklich coole Sequenzen sorgt. Der Score/Soundtrack ist gut und passt zu dem Genre nahezu perfekt, auch wenn er durchgehend ziemlich stereotypisch daherkommt. Zu den auditiven Aspekten kann ich dank der Person mit der ich den Film geschaut habe sagen, dass die Motorengeräusche wohl gut zu den Autos passen… Vielleicht kann man das ja irgendwie positiv anmerken.

6 Underground macht mehr oder weniger das, was ich erwartet habe und ist sogar ein wenig besser. Inhaltlich und charakterbezogen ist der Film zwar schlecht, weiß aber besonders in seinen Actionszenen zu überzeugen und unterhält somit überraschend gut. Leider ist der Film zu lang und schauspielerisch total unterfordernd, was ein Casting von Melanie Laurent überflüssig macht. Immerhin kann Ryan Reynolds wie gewohnt mit seinem Humor überzeugen, auch wenn dieser in keiner Weise mit dem von Deadpool (2) oder Detektive Pikachu mithalten kann.

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Daniels Meinung
Ich persönlich sehe es ein wenig anders als Tim. Denn obwohl mich reine Action-Blockbuster sowieso meist relativ kalt lassen, ist das neuste Michael-Bay-Fest noch schlimmer für mich gewesen als ich dachte. Wilde Schnittgewitter, ekelhafte Rollenbilder, ständige Kamerafahrten, die nie mal zur Ruhe kommen wollen und eine wirre und meiner Ansicht nach ziemlich bescheuerte Geschichte. Alles voller Explosionen, bummbumm und Superlativen. Nein, etwas Positives konnte ich mir hier nicht rausziehen, Spaß hat es mir persönlich auch nicht gemacht. Wer schon Transformers & Co. abgefeiert hat, wird hier eine dicke Party feiern können, für mich ist Film aber mehr als reiner Bombast.