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Als sich der Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) auf die Suche nach dem spurlos verschwundenen Kriegsveteranen Johnny Favorite begibt, ahnt er noch nicht, in welche moralische Abwärtsspirale er seine eigene Seele befördern wird. Schnell befindet sich der Detektiv in einer ausweglosen Situation und brutalste Morde pflastern seinen teuflischen Weg, die auf unerklärliche Weise mit seiner Vergangenheit in Verbindung stehen.
Regie: Alan Parker
Drehbuch: Alan Parker, William Hjortsberg
Schnitt: Gerry Hambling
DarstellerInnen: Mickey Rourke, Robert DeNiro, Lisa Bonet
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 113 Minuten
Genre: Neo-Noir, Thriller
BluRay

Triefend nasse Straßen, weitläufige Schatten bei Nacht und niederschmetternde, schwüle Sommerhitze sind im New York der 50er Jahre das Metier des etwas unbeholfen erscheinenden Privatdetektives Harry Angel (Mickey Rourke). Seine mindestens eine Nummer zu große Hose muss von einem mäßig adretten Gürtel zusammengehalten werden. Auch der Mantel untermalt das eher schlaksige Aussehen Angels, anstatt es zu schmücken, gleiches kann von der lieblos gegelten Haarplatte behauptet werden. Gelinde gesagt ist der Detektiv ein Wrack, leidet er doch an Amnesie seit dem zweiten großen Krieg.

Da ist ihm der Auftrag von einem mysteriösen Herrn Cyphre (Robert DeNiro) fast zu aufwendig. Doch das angebotene Geld schließt ein Nein sofort aus. So stolpert er sich dysphorisch von einem Hinweis zum nächsten, um den untergetauchten Johnny Favorite ausfindig zu machen. Jener schuldet Herrn Cyphre die noch ausstehende Einhaltung eines Vertrages. Was Angel jedoch nicht weiß: Er ist schon bald ein toter Mann, seine Vergangenheit wird ihn innerhalb der 113 Minuten einholen. Das Resultat ist unausweichlicher, je näher er Favorite auf die Schliche kommt.

Zu wahrem Hochglanz verpackt Regisseur Alan Parker diese Romanverfilmung sowohl auf erzählerischer als auch visueller Ebene. Selten ergibt sich solch ein exzellentes Zusammenspiel von Licht und Schatten, heißen Begebenheiten und verregneten Vierteln. Parker orientiert sich in seinem Werk unverkennbar an Filmen der schwarzen Serie aus den 1940ern und 50ern, die später in Frankreich auch unter dem Genre oder der Stilrichtung “Film Noir” weltweit bekannt wurde. Angel Heart pulsiert geradezu von dort etablierten Stilmitteln und treibt diese auf einen bisher kaum erreichten Zenit.

Während bis Ende der 50er Jahre früheren Film Noirs explizite Nacktheit und Gewalt sowie ein moralisch fragwürdiges Ende im Vorhinein untersagt war, kontert Parker 1987 aus allen Rohren, dreht alle Ausschlusskriterien in seinem Film nahezu aufs Maximum. Blutfontänen verpassen Wänden neue Anstriche, Rourkes Hintern und Lisa Bonets Brüste dürfen gleich mehrmals zentriert vor der Kamera Platz nehmen und selbst Angel als sympathischer Antiheld kann seinem nihilistischen Schicksal zu keiner Sekunde entkommen.

Was Parker ZuschauerInnen bietet, ist ein visuell makellos inszenierter und spannungsgeladener Neo-Noir-Film, welcher neben Amnesie, Kriegstraumata, Inzest und Voodoo-Kulten obendrein noch Goethes Faust nahtlos in seine Handlung webt, ohne dabei zu ausartend oder langweilig zu sein. Gleichzeitig sorgen experimental angehauchte Einstellungen für Unmut in der sonst stringent aufbereiteten Erzählung und verleihen den Figuren eine geheimnisvolle Aura, die von den Darstellern zutreffend verkörpert wird.

Heraus sticht vor allem die Speerspitze der Besetzung. Wer hier wen an die Wand spielt, ist nicht auszumachen. Sei es ein in sich brodelnder Robert DeNiro, der in einer Szene in extravaganter Weise ein Ei pellt und es metaphorisch belastet, ein vor sich hin trottender Mickey Rourke, welcher so gar keine Ahnung hat, in was für einen Teufelskreis er da mit seinem Auftrag geraten ist oder eine Lisa Bonet, die mit ihrer grazilen Ausdrucksstärke jede Szene dominiert, Schauspielkunst kommt bei Angel Heart nicht zu kurz.

Doch bei all der Ekstase und wundervoll eingefädelten Komponenten strahlt allen voran die metaphorische Bildsprache über den Abspann des Films hinaus. Warum sich Ventilatoren auf einmal rückwärts drehen oder ähnliche paranormale Dinge zu sehen sind, müssen ZuschauerInnen selbst aus den langgestreckten Schatten herausfinden. Auch wenn die Entschlüsselung bei genauerem Hinschauen einfacher fällt, mehrmaliges Schauen benötigt es trotzdem.

9.0
Punkte

Fazit

Nach 33 Jahren hat Parkers Neo-Noir definitiv nichts von seinem früheren ästhetischen und erzählerischen Glanz verloren. Darsteller bereichern die durchexerzierte Bildsprache mit vielschichtigen Figuren und die Neo-Noir-Ästhetik verleiht dem Film einen unverkennbaren Stil. Angel Heart ist wirklich ein Schatz amerikanischer Filmkunst.