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Drehbuch: James Wan, David Leslie Johnson-McGoldrick
Schnitt: Christian Wagner Peter Gvozdas
Kamera: Michael Burgess
Schauspieler*innen: Patrick Wilson, Vera Farmiga, Ruairi O’Connor, Sarah Catherine Hook
Sprache: Englisch
Länge: 1h51min
Genre: Horror, Mystery
“Der Teufel hat es mir befohlen!” Diesen Satz vor Gericht zu nennen, vor dem man des Mordes beschuldigt wird, klingt so absurd wie es ist. Dass das jedoch tatsächlich so passiert ist und nun als Grundlage für den dritten Teil der hochgradig erfolgreichen Conjuring-Reihe dienen soll, weckt sowohl Interesse als auch Potential. Ein Horrorfilm im Stile eines Crime- und Gerichtsdramas, mit dramatischen Rückblenden erzählt, während die Warrens verzweifelt nach Beweisen suchen. Zumindest in der eigenen Vorstellung hebt dieses Konzept The Conjuring 3 von anderen Vertetern des Genres herab, wenngleich eine ähnliche Idee mit Der Exorzismus von Emily Rose bereits umgesetzt wurde.
Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen mal dahin gestellt – Michael Chaves, der den Regiestuhl von James Wan erstmals in der Hauptreihe neu besetzt, entscheidet sich gegen eine kreative Fortentwicklung der Reihe und für klassischen Geisterbahn-Horror, der sich dem filmischen Universum um Annabelle & Co. anpasst. Er versucht, eine Krimi-Geschichte zu erzählen, ja, aber auf eine thematisch und inszenatorisch außergewöhnliche Auseinandersetzung mit der Verurteilung von Arne verzichtet er dagegen komplett, und baut stattdessen mit bereits tausendfach durchexerzierten Grusel-Modulen, die er irgendwie zusammensetzt, einen generischen Horrorfilm zusammen. Allein mit der Exkludierung der eigentlichen Verhandlung verspielt Caves schon den Großteil des Potentials, das The Conjuring 3 auf dem Papier eigentlich hatte. Stattdessen präsentiert sich der Film als eine Art episodischer Investigativ-Thriller, in dem Ed und Lorraine Warren symbolisch gesprochen hinter der Spur des Teufels her sind. “Geschmückt” ist jede Station, die die Warrens ablaufen, mit allseits bekannten Horror-Elementen, die leider nie über hohle Jump Scares oder klassische Teufelsaustreibungen reichen. Das Problem: Michael Caves besitzt – zumindest zeigt er es in diesem Film – nicht annähernd die Thriller-Finesse eines David Finchers und noch viel weniger das Horror-Gespür eines James Wan.
So verliert man schnell das Interesse am investigativen Teil, wenn man merkt, wie jede einzelne Station nur auf kurze Schock-Momente aus ist und nie eine wirklich spannende Geschichte erzählt wird – fragt sich ernsthaft jemand, wie das “Mysterium” am Ende aufgelöst wird? Zumal die einzelnen Stationen auch kaum miteinander verbunden sind, statt kohärent wirken sie wie künstlich voneinander losgelöst, ohne dass ein wirklicher “Flow” zustande kommt. Die durch die Etappen-Struktur des Films bedingten häufigen Locationwechsel tragen auch nicht gerade dazu bei, dass – wie beispielsweise im ersten Teil der Reihe – eine entsprechende Atmosphäre aufgebaut wird. Statt sich also mit einer steigenden Verknüpfung des Zuschauers mit dem Ort des Geschehens einige wirklich tiefsitzende Gruselmomente zu erkaufen, bleiben diese Momente immer oberflächlich und vergänglich. Eine Schwäche, die im absoluten Gegensatz zu den beiden Vorgängern steht. Statt Raffinesse und Einfallsreichtum fällt Chaves in die klassische Horrorfalle, in dem er es sich zu einfach machen will. Doch: Wirklichen Horror muss man sich erarbeiten.
Der Regisseur verpasst es also sowohl, einen packenden Crime-Plot zusammenzudichten, sich angemessen mit der realen Geschichte hinter Im Bann des Teufels auseinanderzusetzen als auch einen soliden Mainstream-Horror zu inszenieren. In keinem der Disziplinen brilliert er. Stattdessen werden die Fetzen gerade so von dem Machwerk seiner Vorgägner zusammengehalten. Denn um eines wusste Chaves offenbar: Eines der Elemente, die die Conjuring-Reihe besonders machte, sind die beiden Hauptfiguren. Noch mehr als in den Vorgängern fokussiert er sich auf die Beziehung der beiden, stellt sie und ihre Sorge umeinander in den Mittelpunkt. Der Film selbst trägt wenig zur Weiterentwicklung und Auseinandersetzung mit den beiden bei – nur dilletantisch inszenierte Rückblenden sind ab und an mal drin – er beruft sich aber erfolgreich auf das vollbrachte Werk seiner Vorgänger und der beiden Schauspieler*innen. Dass einem all die Geschehnisse in The Conjuring 3 nicht völlig kalt lassen, liegt einzig und allein am Zusammenspiel und der etablierten Sympathie der beiden Hauptcharaktere.
Alles in allem tut The Conjuring 3 nicht per se weh und reiht sich in den immensen generischen Katalog ein, der über die letzten Jahrzehnte aufgebaut wurde, aus dem man durchschnittliche Horrorfilme herauspicken kann, die man nach dem Schauen sofort wieder vergisst. Für einen kurzweiligen Grusel-Abend gut genug, für das Langzeitgedächtnis aber kaum. Gerade im Kontext der beiden guten Vorgänger ist das damit eine Enttäuschung. Der Regiewechsel von James Wan zu Michael Chaves sollte der Reihe offensichtlich nicht gut tun.
The Conjuring 3 erscheint am 01.07. in den deutschen Kinos.