©Netflix Inc.
Drehbuch: Zack Snyder, Joby Harold, Shay Hatten
Schnitt. Dody Dorn
Kamera: Zack Snyder
Schauspieler*innen: Dave Bautista, Ella Purnell, Omari Hardwick, Ana de la Reguera, Theo Rossi, Matthias Schweighöfer
Sprache: Englisch
Länge: 2h28min
Genre: Action, Zombie, Horror
Es ist nur ein paar Wochen her, da Zack Snyder mit seinem heiß ersehnten Recut der Justice League auf den Plan trat – jetzt wartet er schon wieder mit einem Film auf. Mit Army of the Dead darf Snyder exklusiv auf Netflix zeigen, was er seit seinem Langfilmdebüt Dawn of the Dead so alles gelernt hat. Auf gewisse Weise ist Army of the Dead also nicht nur ein geistiger Nachfolger zu Dawn of the Dead, der “of the Dead”-Titel legt das ja sowieso nahe, sondern ist auch eine Art praktische Prüfung für einen Mann, der schon lange von der Regisseuren-Orientierungsstufe in die Oberstufe aufgerückt ist. Eines hat sich auch mit diesem Streifen nicht geändert: Schon nach wenigen Minuten kann man sich sicher sein, von wem der Film stammt. Heraus sticht das in einer spektakulär gelungenen Anfangssequenz, in der die Metamorphose von Las Vegas von der Spielhölle zur Zombiehölle gezeigt wird – und damit die Ausgangssituation etabliert.
Worauf Snyder dieses Mal inszenatorisch hinauswill, womit er sich auch von seinem Zombie-Erstling unterscheidet, wird da schnell klar. Bunte Farben, fetzige Popsongs, quietschige Apokalypsenstimmung, spaßige Schnittsequenzen und allgemein: Fun Fun Fun. Ein Konzept, das eine klare Richtung hat, und sich auch erfreulich stark von Snyders bierernsten Abhandlungen über maskierte Helden abgrenzt. Snyder wirft erzählerische Ambitionen wie noch in Batman v Superman von Bord, schmeißt die sowieso immer nur ansatzweise funktionierende Gesellschaftskritik, die Zombiepapa George A. Romero immer wieder in seine “of the Dead”-Reihe einbaute, gleich hinterher (zumindest ab dem zweiten Drittel) und setzt einfach nur auf eskapistischen Spaß. Über einen großen Teil der überlangen Laufzeit wirkt es da so, dass Snyder, mit dem Netflix-Zepter der Freiheit in der Hand, sich schlicht und einfach selbst zelebriert. Er macht das, worauf er Bock hat: Das trägt zum einen eine gewisse Herzlichkeit mit, die dem Spektakel anhängt, gleichzeitig offenbart es aber auch, wie wenig Snyder in der Lage zu sein scheint, einen wirklich ernsthaft guten Film zu zaubern. Gehen wir die Probleme durch.
Die 150 Minuten Laufzeit grenzen eigentlich an eine Frechheit. Wie man einen simplen Heist-Film auf zweieinhalb Stunden aufblasen kann, ist eigentlich ein Rätsel. Da vergehen gut und gerne 90 Minuten, bis Snyder die Exposition seiner “revolutionären” Vision einer Zombie-Apokalypse abzuschließen. Bis Dave Bautista seine Truppe schablonenhafter Charaktere zusammengesammelt hat, – die Coole, die mit dem emotionalen Kern des Films, der Hysterische, der offensichtlich Verräterischen & der Comic Relief – läuft bei anderen Genre-Vertretern bereits der Abspann über die Leinwand. Fairerweise wird Army of the Dead selten wirklich langweilig, ein effizientes Drehbuch sieht aber anders aus.
Die Schablonen der Charakter entsprechen dabei den Erwartungen eindimensionaler Abziehfiguren: Warum die schrecklich unlustige Comic-Relief-Figur des Ludwig Dieter – die Figur von Matthias Schweighöfer, der aus irgendeinem Grund hier mitwirkt – ein bereits bestätigtes Prequel verdient hat, bleibt da ein Rätsel. Das gesamte Figurenkabinett bekommt immer wieder ein paar platte Witzchen und prollige Sprüche in den Mund gelegt, während Bautista und Ella Purcell einen aufgezwungenen Vater-Tochter-Konflikt ausleben müssen, an dem Bautista selbst offensichtlicherweise weder Interesse hat noch passt er in irgendeiner Weise in das Gesamtwerk des Films.
Figuren, Humor und auch die hauchdünne Heist-Story zeigen also nicht gerade Zack Snyders Stärken. Die spielt er dann aber im letzten Drittel aus, wenn es im verseuchten Las Vegas erst so richtig zur Sache geht. Auf einmal dreht er so richtig auf: Tempo und Intensität bleiben immer hoch, der Splatter-Faktor schießt plötzlich in extreme Höhen, coole Shots reihen sich pausenlos aneinander, wuchtiges Sound Design inklusive. Es ist das letzte Drittel, in der endlich die Ästhetik von Gewalt zelebriert wird – die gleichzeitig durch das Untotendasein der Antagonisten eine Rechtfertigung erfährt. Es zeigt, warum das Genre auch abseits von halbherziger Gesellschaftskritik auch heute noch Spaß machen kann.
Trotz seiner hoch angesetzten Länge fühlt sich Army of the Dead deutlich leichter an als die existenziellen Epen, die Snyders bisherige Filmographie schmücken. Es ist eine willkommene Abwechslung, in der man immer wieder spürt, wie viel Spaß Zack Snyder an Army of the Dead zu haben schien. Es wirkt weniger bemüht, weniger artifiziell als bisher. Tatsächlich trägt Army of the Dead trotz seiner niederen Ambitionen sogar den ein oder anderen Einfall zum Genre bei – Stichwort Alpha Zombie. Nicht zu übersehen ist dabei aber natürlich, wie das Skript des Netflix-Films auf den zweiten Blick völlig in sich zusammenfällt, wie sich Snyder nicht von einer epischen Filmdauer lossagen kann, wie so einige Shots aus dem Fokus gefallen sind und wie weder der Humor noch die Figuren selbst wirklich passen wollen. Fehlerfrei ist Army of the Dead also bei weitem nicht, puristisches Zombie-Entertainment aber allemal.